Längere Vorbereitungs- und Planungsphase
Eine Fernfahrt dieser Grösse will gut vorbereitet sein. So hat sich der Pontonierfahrverein Schwaderloch bereits im Jahre 2001 entschlossen, ein Organisationsteam zu bilden. An der Generalversammlung im Dezember 2001 wurde über die zu bereisende Strecke von Dresden nach Magdeburg befunden. Seit Mitte 2002 war das siebenköpfige Team, bestehend aus Markus Huber, Arthur Frei, Louis Treier, Pascal Knecht, Lukas Kohler, Raffael Hug und Lukas Kohler bereits mit den Vorbereitungsarbeiten beschäftigt. Nebst den Materialbestellungen mussten auch diverse Bewilligungen beim BAUT (Bundesamt für Unterstützungstruppen) und in Deutschland eingeholt werden. Diese Gesuche mussten früh gestellt werden, da die "Durchlaufzeiten" bei den verschiedenen Ämtern jeweils sehr lange sind. Mitgeführt wurde Material im Gesamtgewicht von über drei Tonnen. Das Hauptgewicht teilte sich hauptsächlich auf die drei Übersetzboote und die Plattform mit dem Dach für die Fähre. Zu unterschätzen war aber auch das "Kleinmaterial" nicht, das mitgeführt werden musste. Dieses wurde im mitgeführten Anhänger des Reisecars untergebracht und verteilte sich auf über drei Paletten mit je zwei Rahmen.
Erstmals mit einer Karrenfähre auf Fernfahrt
Während man 1997 mit einem Birago-Ponton (ca. 15 Meter langes Schiff aus drei Teilen mit Platz für ca. 25 Personen) auf der Donau unterwegs war, musste man für diese Fernfahrt mit 34 Teilnehmern ein anderes Transportmittel wählen.
Fotos vom Verlad des Thurli:
Realisiert wurde ein (Teil-)Eigenbau. Basis bildete die im Militär verwendete Karrenfähre zum übersetzen von Material, Fahrzeugen und Personen. Dabei handelt es sich um eine Plattform, welche auf drei ordentlichen Militär-Übersetzbooten aufgebaut und von zwei Aussenbordmotoren angetrieben wird. Zusätzlich zur Plattform, welche gegenüber dem Original vergrössert wurde, ist ein Dachüberbau aus Holz gebaut worden. Ergänzend dazu wurde auch der sonst offene, vordere Bootsbereich gedeckt und mit einem Wellenbrecher ausgestattet. So war letztendlich annähernd ein Hausboot entstanden, welches für alle 34 Mitglieder Platz bot. Die Idee dieses Eigenbaus stammt von Mitglied Arthur Frei. Zusammen mit Vereinskollege Max Hug wurden die Details für den Bau ausgearbeitet und einige Wochen vor der Fernfahrt wurde die Jungfernfahrt absolviert. Getauft wurde das "Gefährt" auf den Namen "Thurli" (wurde von Vorname Arthur abgeleitet).
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Erster Entwurf unserer Karrenfähre Marke "Eigenbau". |
Das Material und die die drei Boote wurden in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 2003 mit dem Lastwagen der Firma Eckert von Schwaderloch nach Dresden transportiert. Der Aufbau erfolgte dann vom Vorausdetachement am Freitag während des Tages. Höhepunkt neben dem Aufbau der Fähre war an diesem Tag wohl auch die offizielle Abnahme des "Gefährts" durch dass Schiffahrtsamt Dresden. Bereits im Vorfeld wurde vom Schiffahrtsamt Dresden genau festgelegt, was für Kriterien für die Abnahme gelten werden. Zudem musste viel zusätzliches Material wie Lampen, Schwimmwesten, Bootshaken usw. mitgeführt und vor der Fahrt gezeigt werden. Schlussendlich wurde "Thurli" an diesem Freitagnachmittag offiziell vom Schiffahrtsamt Dresden zur Freude des Vorausdetachementes für die Fahrt freigegeben.
Fotos aus der Räuberhöhle in Dresden:
"Thurli" zog auf der Elbe das Interesse immer wieder auf sich. So etwas, so wurde uns bestätigt, war noch nie die Elbe heruntergefahren. Immer wieder wurde das Gefährt bestaunt und es wurde auch schon mal der Vergleich zu einem "schwimmenden Biergarten" gezogen. Arthur Frei und Max Hug dürfen auf ihre "Erfindung" stolz sein. Da man gegenüber dem Birago-Ponton viel mehr Platz und Bewegungsfreiheit hatte, war das "Leben auf der Fähre" während des Tages auch sehr angenehm. Die mitgeführten Utensilien für Speis und Trank waren in einem Ausmass, dass man von einer Bordküche sprechen konnte.
Dresden besichtigt Die Anfahrt der Teilnehmer nach Dresden erfolgte in der Nacht vom 25. auf Samstag, den 26. Juli 2003, mit dem Reisecar. Die Vorzeitige Anreise auf den Samstag wurde bewusst gewählt, damit man die Stadt Dresden mit seinen Sehenswürdigkeiten noch genügend erkundigen konnte. Die Elbemetropole lädt besonders ein zu einem Gang durch die Innenstadt mit dem Zwinger, der Semperoper, dem wiedererstehenden Residenzschloss und der Frauenkirche über die Brühlsche Terrasse bis hin zu den Bürgerhäusern der Inneren Neustadt. Dresden hat trotz schwerer Kriegszerstörungen wieder viel vom ursprünglichen Reiz einer sehenswerten und attraktiven Stadt zurückgewonnen. Das Nachtessen wurde gemeinsam im Restaurant "Erwisch mich nicht" in einer dekorierten Räuberhöhle eingenommen. Währschaft und passend zum Ambiente waren die aufgetischten Speisen. |
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Anschliessend an das üppige Essen stand einem Spaziergang quer durch die Gassen von Dresden nichts mehr im Wege. |
Fotos vom Aufenthalt in Dresden:
Fünfte Etappen mit Start in Dresden Die eigentliche Elbe-Fahrt begann am Sonntag, 27. Juli 2003, morgens um 09.30 Uhr ab Dresden bei Flusskilometer 57.8. Fahrtziel am ersten Tag war Riesa bei Flusskilometer 107.2. Das waren deren 49.4 Kilometer, welche bewältigt werden mussten. |
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Fotos vom Start in Dresden:
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Nachdem die Karrenfähre ausgerüstet war, startete die Fahrt mit einem lauten Böllerschuss aus der eigens mitgeführten Bordkanone, welche durch Franz Knecht bedient wurde. |
Gegen die Mittagszeit wurde die Küche zum erstenmal in Betrieb genommen. Auf dem Speiseplan stand Raclette. Dies war wohl etwas ungewohnt bei der herrschenden Hitze, aber das Essen mundete vorzüglich und der Koch, Roger Treier, hatte mit seinem Kollegen, Raffael Hug, alle Hände voll zu tun um die beiden Raclette-Öfen zu bedienen. | ![]() |
Am frühen Nachmittag traten die ersten, kleinen Regenfälle auf. So erwies sich das Dach über die Fähre nebst dem Sonnenschutz auch als Regenschutz nützlich. Am späteren Nachmittag musste dann aufgrund eines Schadens ein Aussenbordmotor ausgewechselt werden. Gegen Schluss der Etappe verdunkelte sich dann der Himmel rasant. Was dann für ein Unwetter über die Fähre und seine Besatzung niederging, war unerwartet schwer. Die starken Windböen beschädigten das Dach etwas. Dank dem Einsatz einiger Mitglieder, welche an verschiedenen Stellen das Dach von Hand hielten, konnte das Schlimmste verhindert werden. Glücklicherweise befand sich die Fähre in unmittelbarer Nähe einer kleinen Bucht, welche sofort nach Beginn des Unwetters angefahren werden konnte. Nach gut zehn Minuten war das ganze Unwetter vorbei und die Fahrt konnte nach Riesa fortgesetzt werden.
Fotos vom Leben auf dem Thurli:
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Von Riesa nach Torgau Die zweite Etappe führte von Riesa nach Torgau und wird mit 47.8 Flusskilometern angegeben. Wie bereits am Vortag wurde die Fähre auf 09.30 Uhr zur Abfahrt bereitgestellt. Vor der Abfahrt wurden die Schäden vom Sturm am Vortag behoben. Das Wetter zeigte sich an diesem Tag von seiner besten Seite. Strahlender Sonnenschein und warme Temperaturen. |
Das Mittagessen wurde während der Fahrt auf der Fähre eingenommen. Roger Treier servierte zusammen mit Raffel Hug einen währschaften Speckteller mit allen erdenklichen Zutaten. | ![]() |
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Nach der Ankunft in Torgau stand eine Überraschung an. Das Organisationsteam hatte eine Besichtigung mit Degustation in einer Brennerei organisiert. Degustiert wurden verschiedene Obstler. Sehr interessant waren auch die Ausführungen des Besitzers der Brennerei. So vermittelte er den Fernfahrern nicht nur Informationen zur Brennerei sondern schilderte auch seine Eindrücke zur DDR-Zeit und der heutigen Situation der Ex-DDR. |
Nach dem Hotelbezug führte der Bus die Teilnehmer zum Gelände des Rudervereins Torgau. Im Vereinslokal des Clubs waren bereits die Tische für das Nachtessen gedeckt. Der Präsident des Rudervereins Torgau, Hans-Joachim Bass, hatte sich im Vorfeld bereit erklärt, den Abend in Torgau zu organisieren. Was da aber den Fernfahrern geboten wurde, war einmalig und völlig unerwartet. Es stellte sich heraus, dass Achim mit seiner Ehefrau früher in einer grösseren Band spielte und heute mit seiner Frau als Duo "Accord B" auftritt. So war für musikalische Unterhaltung an diesem Abend bestens gesorgt. | ![]() |
Fotos vom Abend in Torgau:
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Die Getränke und das Essen stammten von örtlichen Lieferanten und mundeten vorzüglich. Vor allem wurde auch das Bier aus der örtlichen Torgauer Brauerei sehr gelobt. Wir danken dem Vorstand, Herrn Uwe Latzel, ganz herzlich für das tolle Geschenk in Form einer Spezialflasche Bier aus der Torgauer Brauerei. |
Achim gestaltete mit seiner Ehefrau ein so tolles, musikalisches Programm, dass alle Anwesenden bis zum Schluss nach Mitternacht bestens unterhalten wurden. | ![]() |
Der Abschied von Achim, Cordula und seinen Helferinnen und Helfern war umso schwerer, da schon während den Vorbereitungsarbeiten und denn auch im Laufe des Abends eine richtige Freundschaft entstand. Als Abschiedsgeschenk erhielt jeder Teilnehmer eine grosse, schön geformte Bierflasche mit Inhalt. Im Gegenzug wurde dem Ruderverein Torgau eine Anzahl Flaschen Pontonierwein übergeben. Dazu einen Videofilm vom Jahrhundertfest in Schwaderloch, dem 34. Eidg. Pontonierwettfahren in Schwaderloch im Jahre 2000. Anhand dieses Filmes kann sich der Ruderverein Torgau orientieren, was ein Pontonier ist und was er für einen Sport betreibt. Dem Ruderverein Torgau wurde angeboten, bei einer Fahrt auf dem Rhein auch in Schwaderloch eine Etappe zu planen.
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Von Torgau nach Wittenberg Als dritte Etappe wurde die Strecke von Torgau nach Wittenberg mit 57.5 Flusskilometern absolviert. Vor der Abfahrt wurde eine spontane Stadtbesichtigung organisiert von "Mimmel", einem Vereinsmitglied des Rudervereins Torgau. "Mimmel" hatte für die Führung extra einen halben Tag frei genommen. |
Aufgrund der Stadtbesichtigung wurde die dritte Etappe erst gegen Mittag in Angriff genommen. Auf dem Menuplan von Roger Treier und Raffael Hug stand ein Spaghetti-Plausch. Gekocht und gegessen wurde wiederum auf der Fähre während der Fahrt. Eine kurze Schreckenssekunde hatten dann die Köche und die Helfer, als der Inhalt des Topfes beim Entleeren des Wassers fast in der Elbe landete. In Wittenberg angekommen, konnte das Nachtessen individuell eingenommen werden. Es wurden verschiedene Gaststätten im Zentrum der Stadt besucht. | ![]() |
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Von Wittenberg nach Rosslau Eine Strecke von 45.5 Flusskilometern stand als vierte und zweitletzte Etappe von Wittenberg nach Rosslau auf dem Programm. Pünktlich um 09.30 Uhr startete die Fähre "Thurli" vom Anlegeplatz in Wittenberg zur Fahrt nach Rosslau. Verpflegt wurde auch an diesem Tag wiederum auf der Fähre während der Fahrt. Bei den verschiedenen Zwischenhalten wurde "Thurli" immer wieder von einheimischen Besuchern bestaunt. Anscheinend hat die Bauweise und das Erscheinungsbild der Fähre das Interesse bei der Bevölkerung entlang der Elbe geweckt. Gegen den späteren Nachmittag wurde beim Ruderverein Rosslau angelegt. Nach dem Hotelbezug wurde die Reisegruppe mit dem Car zur Pension "Am Stadtwald" geführt, wo das gemeinsame Nachtessen eingenommen wurde. |
Von Rosslau nach Magdeburg Die fünfte und letzte Etappe mit 75.7 Flusskilometern war zugleich die längste Strecke auf der Elbefahrt. Aus diesem Grunde wurde der Start um eine Stunde auf 08.30 Uhr vorverlegt. Die Fahrt unter freiem Himmel bei schönstem Wetter wurde noch einmal in vollen Zügen genossen. Zum Mittagessen auf der Fähre wurden diverse Pizzen von einem Pizzaliferanten bestellt. Damit die italienische Spezialität auch qualitativ in Ordnung war, musste ein genauer Termin vereinbart werden. Auf die Minute genau steuerten die "Kapitäne" Louis Treier und Lukas Kohler die Fähre zu diesem Treffpunkt. Danach wurden die letzten Kilometer auf der Elbe unter die Boote genommen. Im Hafengelände von Magdeburg ging dann die Fahrt auf der Elbe zu Ende. |
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Abbau der Fähre in Magdeburg
Was einige Tage zuvor in Dresden aufgebaut wurde, musste nun demontiert und für den Rückweg vorbereitet werden. Nach der Demontage des Daches wurde die gesamte Karrenfähre mit einem grossen Kran aus dem Elbewasser gehoben. So konnte die Demontage auf trockenem Boden vorgenommen werden. Das gesamte Material der Plattform wurde in die drei Boote verstaut und diese dann aufeinandergestapelt. So war das Material gegen den späteren Abend für den Verlad auf den Lastwagen bereit. Der Verlad und der Rücktransport erfolgte am Freitagnachmittag gegen 13.00 Uhr.
Vorverschobene Rückreise
Bereits am Montagmorgen, 28. Juli 2003, erreichte die Fernfahrer eine traurige Nachricht über den Tod des Ehrenmitgliedes Bernhard Vögeli aus Schwaderloch. Da die Beerdigung auf den Samstag festgelegt wurde, entschlossen sich die Teilnehmer, die Rückreise auf Freitagnacht vorzuverschieben um an der Beerdigung teilnehmen zu können. Wir entbieten den Angehörigen noch einmal unser herzliches Beileid. Bernhard Vögeli wird den Mitgliedern des PFVS weiterhin in bester Erinnerung bleiben.
Fotos vom Ende der Fernfahrt:
Rückblick auf sieben tolle Tage
Nachträglich können die Teilnehmer auf sieben erlebnisreiche und einmalige Tage zurückblicken. Die Fahrt von Dresden nach Magdeburg auf einer selbst gebauten Karrenfähre stellt eine Reise dar, die man nicht einfach so buchen kann. So sind die Erlebnisse einzigartig und werden noch lange in Erinnerung bleiben. Zum Gelingen dieser Reise haben nebst dem bereits genannten siebenköpfigen Fernfahrtteam auch viele andere Personen und Institutionen beigetragen. So bedankt sich der PFVS beim BAUT (Bundesamt für Unterstützungstruppen) und beim Dresdner Schiffahrtsamt für die erteilte Fahrbewilligung mit der Fähre. Unterstützt wurde das Vorhaben weiter auch von der Firma Knecht Baustoffe, Schwaderloch, welche als Drehpunkt für den Materialverlad und Rückschub fungierte. Zusätzlich wurden von der Firma auch Fahrzeuge für den Transport vom und zum Zeughaus Brugg zur Verfügung gestellt.
Weiter dankt der PFVS für die Unterstützung:
Zimmerei Erich Vögeli (Fertigung der Karrenfähre im Zimmereibetrieb); Kernkraftwerk Leibstadt (Sponsoring von 35 Gläsern); NOK (Sponsoring Geldbetrag); Eurobus Knecht Reisen, Windisch, (Cartransport während der ganzen Reise) und allen weiteren, hier nicht genannten Helferinnen und Helfern.
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Einen speziellen Dank richten wir an das Reisebusunternehmen Eurobus Knecht Reisen Windisch. Nebst dem komfortablen Reisebus durften die Teilnehmer auch auf den erfahrenen Chauffeur Hermann Hug zählen. Hermann Hug war bereits 1997 bei der Fernfahrt von Passau nach Wien unser Chauffeur und hat schon damals gezeigt, wie wichtig ein flexibler Chauffeur auf einer solchen Fahrt sein kann. Wir sind froh, dass Hermann Hug auch diese Fernfahrt wieder mit uns verbringen konnte. |